Gewaltfrei leben? Zwischen (Mehrfach-)Diskriminierung und dem „immer stark sein ...“

Fachtagung am 2. November 2018, 09:30 – 16:00 Uhr
Menschen die aufgrund ihrer geschlechtlichen Identität, ihrer sexuellen Orientierung, ihrer vermeintlichen ‚Ethnizität‘ und/oder ihrer körperlichen und psychischen Verfasstheit als ‚anders‘ markiert werden, sind häufiger als Menschen, die in eine vermeintliche Norm passen, von Diskriminierungen und Gewalt betroffen. Richtet sich der Blick hier auf die Betroffene, wird entweder die Opferwerdung thematisiert – also die ohnmächtige Person – oder aber die Bewältigung der Gewalt – also die Starke, die selbst verantwortlich ist für ihr Wohlbefinden.

Oft wird dann in der psychosozialen Versorgung von Gewaltbetroffenen angenommen, entweder die Person erkrankt unter ‚ihren‘ Lebensbedingungen oder aber sie ist stark und handlungsfähig. Doch Gewaltverhältnisse sind zugleich Machtverhältnisse, die durch diese Betrachtung aus dem Blick geraten.

Ziel der Tagung ist, aktuelle Ansätze der sozialen, therapeutischen und beraterischen Arbeit mit von Gewalt Betroffenen kritisch zu würdigen. Dabei soll das Spannungsverhältnis zwischen Gewaltverhältnissen als gesellschaftliche Machtverhältnisse und die individuelle und kollektive Handlungsfähigkeit Raum haben. In den Tagungsbeiträgen wird zum einen die Gewaltbetroffenheit von marginalisierten Personen wie queeren und trans* Personen dargestellt, die auch von Rassismus, Behindertenfeindlichkeit und anderen Gewaltformen betroffen sein können. Und zum anderen sollen dabei die Fragen fokussiert werden, was von den Menschen die von Gewalt betroffen sind eigentlich erwartet wird: Was heißt es Gewalt bewältigen zu müssen? Was macht es, immer gesagt zu bekommen, stark sein zu müssen? Wie sieht das überhaupt aus? Was bedarf es dafür? Und wie kann ein gewaltfrei(er)es Leben überhaupt aussehen?
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